Die FALLÄtSCHE


Nach dem Rückzug des Linthgletschers vor ca. 20'000 Jahren übernahm der Rütschlibach zusammen mit Wind und Wasser seine Arbeit. Der zur Sihl abfallende Steilhang mit seinem vorwiegend weichen Mergelgestein war bis zum 20 Jhd. von kontinuierlicher rückschreitender Erosion geprägt, was zur augenfälligen Trichterform führte (Erosionstrichter). Heute ist die Fallätsche vor allem durch Hanginstabilitäten geprägt. Die Fallätsche erstreckt sich über 300 Höhenmeter.


Alpine Pflanzenwelt und artenreiche Tierwelt

Einige sehr seltene Tiere und Pflanzen, die in der Fallätsche noch heimisch sind:

Wegen den anhaltenden Abtragungsprozessen blieb die Fallätsche über Jahrtausende weitgehend baumfrei und lichtbedürftige Pionierpflanzen wie Karpatischer Wundklee, Zwerg-Glockenblume, Alpenmassliebchen und 300 weitere Pflanzenarten konnten sich bis in unsere Tage halten. Dank der trichterförmigen Gestalt und dadurch auf kurze Distanz wechselnd ausgerichtete Hänge, weist die Fallätsche eine grosse Vielfalt verschiedener Lebensräume auf. Sonnig-trockene, sich rasch und stark erwärmende Südlagen wechseln mit schattig-kühlen und feuchten Nordexpositionen ab. Daraus ergeben sich eine breite Palette ökologischer Nischen und eine hohe Biodiversität. So

gibt es zum Beispiel auch Standorte mit alpinen Umweltbedingungen. Es wurden 17 Arten die ihre Hauptverbreitung in der hochmontanen bis alpinen Stufe haben beobachtet. 74 Arten stehen auf der regionalen Roten Liste, 9 Arten auf der nationalen Roten Liste.

Die Fauna zeigt sich ebenfalls sehr speziell und artenreich. So kommt hier beispielsweise die Bergzikade vor, welche sonst im Mittelland weitgehend fehlt. Weiter leben hier einige vom Aussterben bedrohte oder stark gefährdete Arten wie die Schlingnatter, die Gelbbauchunke, der Perlgrasfalter und der Gelbringfalter.


Bedrohter Lebensraum «Lichter Wald»

Der Rütschlibach gefährdete bei Hochwasser Siedlungsgebiete. Er wurde darum mit Holzschwellen bis weit hinauf verbaut. So wurden die anhaltenden Rutschigen und Abtragungsprozesse in der Fallätsche ab dem 20. Jhd. weitgehend unterbunden. Innerhalb weniger Jahrzehnte etablierten sich erste Bäume. Heute ist die Fallätsche mit einem lichten Wald bestockt. Die Baumschicht wird an den trockenen Stellen von der Föhre dominiert, an feuchteren Stellen wachsen Weiden, Eschen und Ahorne. Dominierende Strauchart ist der Faulbaum. ln heutigen Rutschungsgebieten finden sich über weite Stellen Pionier- und Ruderalvegetation sowie grasige Krautfluren mit viel Strandpfeifengras Molinia litoralis.

Wegen den besseren Bedingungen für Bäume haben sich bereits grosse Teile in geschlossene

Buchen-, Ahorn- und Eschenbestände entwickelt. Die seit Jahrtausenden hier gedeihenden

lichtbedürftigen Alpenpflanzen nehmen durch diese Entwicklung in Anzahl und Dichte ab. Auch

Schlingnatter, Gelbbauchunke, Berglaubsänger, Bergzikade, Gelbring- oder Perlgrasfalter und

viele weitere Arten haben hier ihre letzten Kleinstpopulationen, deren Überleben mit zunehmender

Verwaldung in Frage gestellt ist.

Die Fallätsche ist ein bedeutender Standort für den artenreichen lichten Wald und seit 2009 unter

Schutz gestellt. Zur Erhaltung und Förderung der Biodiversität und der lichten Waldstruktur werden

Eingriffe durchgeführt. Bäume und Büsche werden gefällt um Tieren wie dem Gelbringfalter oder

der Schlingnatter ihren Lebensraum zurückzugeben und um seltene Pflanzen wie den prächtigen

Frauenschuh zu erhalten.


Einblick in die Geologie und Paläoklimatologie

Für Geologen bietet die Fallätsche eine der grössten und schönsten Einsichten in die Gesteinsschichten der Molasse in grösserer Umgebung von Zürich. Fossilien von Land und Wassertieren sowie Pflanzen geben Auskunft über die Bedingungen und Vorgänge während der Ablagerungszeit bei der Entstehung der Molasseschichten. Fossile Funde beinhalteten Landschneckenschalen, Palaeomeryx-Unterkiefer (hirschartiger Wiederkäuer), Stücke von Schildkrötenpanzer, Krebse, Muscheln, Pflanzenreste und Blätter. Für die Paläoklimatologen sind insbesondere die fossilen Pflanzenreste interessant. Diese lassen Aussagen zum früheren Klima (Paläoklima) zu.


Alpinsport vor der Haustür

Der aufblühende Alpinismus im 19. Jhd. griff auch auf Zürichs Bergsteiger über. Ende des 19.

Jhd. wurde der Uetliberg von Bergsteigern aus der Stadt Zürich als alpines Übungsgelände

entdeckt. Der Alpenromantik verfallen, bauten verschiedene kleinere Alpenclubs Anfangs 20. Jhd.

eine Reihe von Clubhütten. So entstand 1909 auch das heutige Teehüsli Fallätsche. Weitere

Hütten in der Fallätsche sind die Bristenhütte, die Felsenkammer und die Glecksteinhütte.



Quelle

Grün Stadt Zürich (Text und Bilder)

• Drack et al (1984): Der Uetliberg. Silva-Verlag Zürich 

• Sehneiter St (2011) Der Uetliberg - Geschichte und Geschichten des Zürcher Hausbergs. Hier+Jetzt Verlag